Liebe Leute!
Die Webseite für die Broschüre entsteht noch - aber die einzelnen Artikel findet ihr schon mal hier.
Vorab:- Eine ausführliche Einführung findest du im Editorial weiter unten auf dieser Seite
- Das PDF kannst du dir hier runterladen
- Ein gedrucktes Exemplar kannst du bei broschuere ätt gegenseitig punkt de bekommen, über das Porto würden wir uns freuen.
Inhalt
1. ... und was ist jetzt eigentlich genau NK?
- Nichtkommerzielles Wirtschaften – Vorschlag für einen Wikipedia-Eintrag
- Ecommony
- Begriffe
- Häufig gestellte Fragen - Teil 1
2. Veränderungspotential / Sinn und Unsinn von NK
- Nk und die Rettung der Welt
- Propaganda der Tat - Verschenkemarkt
- Zur gesellschaftlichen Wirkung von NK-Projekten
- Welcher Bruch mit welchen Verhältnissen?
- „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile oder: Die Revolution beginnt im Garten“
- NK-Projekte – aus chinesischer Sicht
- „Zwei machen sich Gedanken...“ Ein Gespräch über NK & Charity
- Wie(so) ich mich an die NKL ranrobbte
3. Keimformen vs. Vereinnahmung
- Peercommony - Eine Welt ohne Geld und Zwang
- Keimform und gesellschaftliche Transformation
- Nicht-Kommerziell oder Abgespalten? Wert-Abspaltung, Nicht-Kommerzialität und die Gefahren vereinseitigender Kritik und Praxis
- Unsere NK-Projekte sind die Keimform einer utopischen Gesellschaft – sind sie das?
- Häufig gestellte Fragen - Teil 2
4. Selbstorganisation & Praxiserfahrung
- Getreide-Ini auf dem Karlshof
- Initiativenhof Karl/a/shof
- Ackerkollektiv Wurzeltrotz
- SoliLa! Gutes Essen für Alle – und zwar umsonst!
- „Solidarische“ als „Nicht-Kommerzielle“ - Landwirtschaft Projektskizze und Herausforderungenitle
- Nicht-Kommerzialität im Gesundheitsbereich: die Friedelpraxis
5. Spannungsfelder zwischen Konsument_innen und Produzent_innen
- SISSI – SommerInfraStrukturSuperInitiative
- Die Rebäcka ...
- Die Kartoffel ist im Weg? Zur Geschichte der NK-Kartoffel
6. Teilhabe / Einschluss / Aussschluss
- Die Schenke - Reflexionen über einen Kostnix-Laden in Wien und den Zwiespältigkeiten einer umsonst-ökonomischen Praxis
- „So selbstverständlich“ oder Das Problem mit dem Geben und Nehmen
- Einschluss statt Ausschluss? - Diskriminierungssensible Zusammenarbeit jenseits von Öffnungsprozessen
- Häufig gestellte Fragen - Teil 3
7. Bedürfnisse und biographisches Gepäck
- Bedürfnis – und Prozessorientierung
- Zur Auseinandersetzung mit verinnerlichten Herrschaftsverhältnissen oder Stichprobe einer NK*Innerei
- Bedürfnisse statt Waren – geht das so einfach?
8. Finanzierung oder der Ärger mit dem lieben Geld
- Zur Finanzierung von NK-Projekten
- Kaskade
- Geld für den persönlichen Bedarf?! Auseinandersetzung mit dem Thema persönlicher Geldbedarf im Rahmen nichtkommerzieller Projekte und ein laufendes
- Die Wukania Lernwerkstatt - frei.utopisch.widerständig
9. Strukturen & Voraussetzungen basteln
- Warum entwickeln sich NK-Aktivitäten im Umfeld der PAG?
- Ko.Sy – Kollektives Syndikat – oder kollektives Synapsen zusammenbasteln
- Geschichte der NK-Seminare
- Häufig gestellte Fragen - Teil 4
Editorial
Unter dem Label nichtkommerziell finden seit 2005 verschiedenste soziale und ökonomische Experimente statt, deren Gemeinsamkeit darin liegt, dass sie versuchen Geben und Nehmen zu entkoppeln. Diese Broschüre ist nun der Versuch diesen Projekten eine Plattform zu geben.
Auf dem Karlshof im nördlichen Brandenburg, begann 2005 eine kleine Gruppe mit dem Anbau von Kartoffeln. Später kam noch vieles weitere hinzu, z.B. Getreide um damit Brot zu backen oder Lupinen für das Rösten eines Getreidekaffees. Das Besondere an diesem Projekt war das konsequente Entkoppeln von Geben und Nehmen.
Die Kartoffeln und anderen Produkte wurden nicht verkauft und auch nicht anderweitig vertauscht. Sie wurden ohne irgendeine Gegenleistung einfach abgegeben.
Gleichzeitig war die Gruppe natürlich auf Unterstützung angewiesen. Menschen spendeten Geld, liehen oder schenkten notwendige Maschinen oder halfen z.B. bei der Kartoffelernte. Aber ein Anrecht auf die Kartoffeln war mit diesen Hilfeleistungen nicht verbunden. Ganz bewusst wurde so das omnipräsente Tauschprinzip außen vor gelassen. Eine Produktion jenseits des Kapitalismus sollte so ausprobiert und propagiert werden.
Viele Menschen kamen mit diesem Projekt auf dem Karlshof in Berührung und Einige ließen sich davon zu eigenen Experimenten inspirieren. So gibt es inzwischen ein kleines Netzwerk von „nichtkommerziellen“ Projekten, die alle versuchen praktische Erfahrungen mit diesem Ansatz zu machen und damit vielleicht einen kleinen Beitrag zur Überwindung des Kapitalismus zu leisten.
Es sind Experimente, die ausprobieren was passiert, wenn wir gemeinsam tief eingebrannte Glaubenssätze hinter uns lassen, wie beispielsweise: Menschen sind nur dann produktiv, wenn sie die Not dazu zwingt, oder sie sich einen Vorteil davon versprechen. Oder: Was passiert,wenn wir produzieren, weil es das Bedürfnis danach gibt, wenn genommen werden kann, weil es den Bedarf gibt.
Das hört sich jetzt alles vielleicht gar nicht so verrückt an wie es ist.
Bestimmt sind die Meisten in Freundschaften mit ähnlichen Verhältnissen ausgestattet. Nach einem gemeinsamen Essen wird nicht darauf geachtet, ob alle gleichviel beigetragen und gezahlt haben. Nicht-Kommerzialität versucht dieses im Privaten erlebte Verhältnis auf eine größere gesellschaftliche Ebene zu übertragen.
Das dabei so einiges Spannendes passiert, davon will diese Broschüre berichten. Das kleine Redaktionsgrüppchen und die allermeisten AutorInnen der Texte in dieser Broschüre sind schon seit einigen Jahren in diesen Kontexten und Gruppen aktiv. Ende 2013 haben wir uns zusammengetan, um einer größeren Öffentlichkeit von unseren Prozessen zu berichten und unsere Projekte und unseren Ansatz zur Diskussion zu stellen, denn neben vielen bestärkenden Erkenntnissen haben wir auch eine Menge Fragezeichen und Kritik an unseren Praxen.
Wir haben die Broschüre in Themen gegliedert, die alle auf die ein oder andere Weise bedeutend sind für nichtkommerzielle Versuche:
Wenn mensch von Nicht-Kommerzialität das erste mal hört, werden oft viele ungläubige Fragen gestellt: Wie, ihr verschenkt das einfach? Aber wie finanziert ihr das dann? Werdet ihr dann nicht nur ausgenutzt? Und wovon lebt ihr dann?...Um gerade auf solche Reaktionen, die ja sicherlich auch viele unserer Widersprüche zu den uns sonst umgebenden Verhältnissen ausdrücken, zu antworten, gibt es über die Broschüre verteilt vier Teile mit häufig gestellten Fragen, die jeweils kurze Antworten – und Weiterlese-Hinweise enthalten.
So unterschiedlich wie die Motivationen, die mensch zu solchen Experimenten veranlassen, so verschieden sind auch die Verständnisse davon, was „NK“ eigentlich genau bedeutet.
Um diesen Begriff doch noch besser zu fassen, beginnt die Broschüre mit dem Kapitel ...und was ist denn jetzt eigentlich genau NK ?
Der Text Nichtkommerzielles Wirtschaften – Vorschlag für einen Wikipedia-Eintrag versucht sich dem Begriff von unterschiedlichen Seiten zu nähern. Im Beitrag Begriffe wird sich auf die Suche nach treffenderen Namen gemacht, da die Bezeichnung „nicht-kommerziell“ ja offenkundig ein wenig schwammig und unverständlich ist.
Mit der Frage, wie denn Leute überhaupt auf die Idee kommen so etwas zu machen beschäftigt sich das Kapitel Veränderungspotential / Sinn und Unsinn von NK. Unterschiedliche Autor*innen berichten über ihre Hintergründe, diskutieren über den Charakter der Projekte, oder konfrontieren die Praxis mit Kommentaren aus China.
Dass sich nicht nur für neu auf die „NK“ Treffende Fragen aufwerfen, sondern auch aus der Praxis heraus, davon handelt unter anderem der Text Zur gesellschaftlichen Wirkung von NK-Projekten. Die Frage ob denn „NK“- Geschichten eigentlich nur eine Form von Charity sind findet in dem Zwiegespräch „Zwei machen sich Gedanken...“ Ein Gespräch über NK & Charity eine Annäherung.
Neben der persönlichen Motivation der Teilnehmenden gibt es freilich auch noch eine gesellschaftliche Ebene. Im Abschnitt Keimformen vs. Vereinnahmung sind unterschiedliche Perspektiven versammelt, die versuchen das gesellschaftsverändernde Potential von NK-Projekten einzuschätzen oder aber mögliche Fallstricke zu benennen. Die Gefahr, dass Versuche, die vermeintlich eine Alternative zum Kapitalismus erreichen wollen, lediglich zu dessen Renovierung beitragen, ist ein Thema im Artikel Unsere NK-Projekte sind die Keimform einer utopischen Gesellschaft – sind sie das?
Dann fragten wir viele bestehende Gruppen nach ihrer Praxis als auch ihren Problemen.
In dem Abschnitt Selbstorganisation & Praxiserfahrung beschreiben vor allem Projekte, die sich um Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion drehen, ihre Erfahrungen.
Der Text Nicht-Kommerzialität im Gesundheitsbereich: die Friedelpraxis beschreibt darüberhinaus den Versuch zweier Heilpraktikerinnen neben ihrem kommerziellen Praxisalltag auch noch eine möglichst tauschfreie Behandlung zu ermöglichen.
Auch wenn Nehmen und Geben entkoppelt werden, braucht es Aushandlungsprozesse unter den Beteiligten. Hiervon handelt das Kapitel Spannungsfelder zwischen Konsument_innen und Produzent_innen. Bei den Texten zu den dort vorgestellten Projekten gibt es jeweils unterschiedliche Strategien mit dieser Zweiteilung umzugehen, oder gar Versuche sie aufzuheben.
Eine unbestreitbare Tatsache in nichtkommerziellen Projekten ist, dass aufgrund des Fehlens von Tausch mensch zurückgeworfen wird auf die eigenen Bedürfnisse: Was will ich eigentlich wirklich? Würde ich diese Tätigkeit auch ohne erwartbare Gegenleistung ausführen?
In dem Abschnitt Bedürfnisse & biographisches Gepäck wird unter anderem davon berichtet was sich in NK-Experimenten an Selbsterfahrungs-Räumen ergeben. Eindringlich wird beschrieben was sich dabei für Türen öffnen können. Das diese Fixierung auf die eigenen Bedürfnisse jedoch auch nicht so leicht über die Widersprüchlichkeiten dieser Gesellschaft hinauskommt, berichtet der Beitrag Bedürfnisse statt Waren – geht das so einfach?.
Ein Knackpunkt der nichtkommerziellen Experimente ist auch die Frage der Finanzierung. Neben den Produktionskosten braucht mensch, um in einer solchen Form tätig zu sein, genug Zeit eben auch eine anderweitige Absicherung. Im Abschnitt Finanzierung oder der Ärger mit dem lieben Geld finden sich kritische Momentaufnahmen als auch die Beschreibung von Versuchen eines anderen Umgangs mit Geld und Absicherung und die damit gemachten Erfahrungen.
Neben der finanziellen Absicherung gibt es noch weitere Hürden, die Menschen an einer Teilnahme an NK-Experimenten hindern.
Im Abschnitt Teilhabe / Einschluss / Ausschluss geht es um das Prägen von Räumen und unbewusst hergestellte Ausschlüsse. Aber auch um Ideen für eine diskriminierungssensible Zusammenarbeit über die eigenen Tellerränder hinweg.
Das solche NK-Projekte, wie sie hier in der Broschüre auftauchen, nicht aus dem Nichts kommen, sondern auch eine materielle Basis brauchen, davon handelt der letzte Abschnitt Strukturen & Voraussetzungen basteln. Hier werden einige unterstützende Bedingungen benannt als auch der Versuch einer kollektiven Entprivatisierung präzisiert.
Da wir diese Broschüre neben unseren anderen nichtkommerziellen Projekten auf die Beine gestellt haben, hatten wir öfter nur sporadisch Zeit für dieses Werk. Wir haben uns trotzdem den Raum dafür genommen und jeden eingehenden Text mindestens einmal auf Lesbarkeit gespiegelt und inhaltliche Nachfragen gestellt. Aus dieser manchmal an Erbsenzählen erinnernden Beschäftigung ist dann Stück für Stück diese Broschüre entstanden.
In den vergangenen eineinhalb Jahren hat sich vieles weiterentwickelt und verändert. Bestimmt würde die ein oder andere Autor*in ihren Beitrag mittlerweile anders schreiben.
Wer den jeweils aktuellen Stand der Projekte wissen möchte ist am Besten darin beraten sich direkt bei den Projekten zu melden, bzw. vorbeizuschauen.
Die wenigsten Autor*innen in dieser Broschüre sind professionelle Schreibende. Es ist eine Vielzahl von unterschiedlichen Stilen und Standpunkten die wir hier versammelt haben. Ebenso gibt es verschiedene Schreibweisen, die die Autor*innen benutzt haben. Manche, so wie diese Einladung ist mit * geschrieben. Andere verwenden den Unterstrich um anzudeuten, dass es mehr als nur zwei Geschlechtsdefinitionen gibt. Wiederum Andere nutzen Binnen-I oder X als geschlechtsneutrales Pronomen. Wir haben es jeweils so gelassen wie es kam.
Wir hoffen, dass Du mit dem Heft etwas anfangen kannst. Gespannt sind wir auf Deine Kritik, Anregungen und Reaktion an broschuere ätt gegenseitig punkt de
Ein großer Dank gilt an dieser Stelle auf jeden Fall noch all den Mitschreibenden, Korrekturlesenden, Zeichnenden, Finanzierenden, Inspirierenden, Helfenden, ohne die dieses hübsche Heft nicht geworden wäre.
Viel Spaß und Anregung beim Lesen wünscht Dir Dein kleines, freudiges Redaktionsgrüppchen.